Interview: Eine Hundewiese könnte helfen

BZ-INTERVIEW mit der Tierärztin Iris Polzin, über das Problem der ausgelegten Giftköder in der Region, und welche Möglichkeiten es gibt, um die Tiere zu schützen.

NEUENBURG AM RHEIN. Schon seit Jahren werden in der Region immer wieder Hunde und Katzen durch vergiftete oder mit scharfen Gegenständen gespickte Köder verletzt oder gar getötet. Besonders im Frühling und Sommer, dann wenn Landwirte ihre Felder bewirtschaften oder Privatleute die Gartenarbeit wieder aufnehmen, steigen die Zahlen. Was Tierhalter tun können, um ihre Tiere zu schützen, hat Annkathrin Schätzle die Neuenburger Tierärztin Iris Polzin gefragt.

Iris Polzin: Seit 32 Jahren führt die 58-Jährige gemeinsam mit ihrem Mann Gerd die Tierarztpraxis Dr. Polzin. Beide leben und arbeiten in Neuenburg.

BZ: Frau Polzin, steigt die Zahl der Tiere, die durch Giftköder verletzt oder getötet werden?

Polzin: Nein, Giftköder werden schon seit vielen Jahren ausgelegt. Die Zahlen halten sich konstant, das Problem bezieht sich auch nicht nur auf Neuenburg.

BZ: Woran erkennt man diese Köder?

Polzin: Einige sind mit scharfen Gegenständen gespickt, andere mit farbigen Körnern versetzt. Aber nicht immer muss es ein Köder sein, der zu einer Vergiftung führt. Auch wenn sie etwas fressen, das von frisch gespritzten Feldern stammt, können Tiere leichte Vergiftungen bekommen.

BZ: Was sind die Symptome einer Vergiftung oder Verletzung durch Köder?

Polzin: Haben die Tiere Giftstoffe gefressen, erbrechen sie sich oder zittern, haben sie scharfe Gegenstände gefressen, bluten sie, beispielsweise aus dem Maul.

BZ: Wenn die Besitzer Derartiges bei ihren Tieren bemerken, was sollen sie tun?

Polzin: Sofort zum Tierarzt gehen! Am besten ist es, einen Teil des Köders mitzubringen, sodass es möglich ist, diesen zu untersuchen.

BZ: Besteht die Gefahr, dass auch Katzen Giftköder fressen?

Polzin: Ja, aber bei Katzen ist die Gefahr eher gering, da sie selektive Fresser sind. Solange etwas nicht besser riecht, als sie es gewöhnt sind, fressen sie es normalerweise nicht. Deshalb gebe ich meinen Katzen sehr hochwertiges Futter. Die Gefahr, sich zu vergiften, besteht mehr bei verwilderten Katzen. Sie sind dazu gezwungen, zu fressen, was sie finden.

BZ: Wie können Hundebesitzer ihre Tiere schützen?

Polzin: Nur ein Maulkorb kann absolut zuverlässigen Schutz vor einer Vergiftung gewähren. Beim Kauf muss man unbedingt darauf achten, dass dieser starr ist, es dem Hund also unmöglich macht, zu schlecken und zu fressen. Natürlich mögen Hunde es nicht besonders, einen Maulkorb zu tragen, aber sie leiden nicht darunter. Man muss sie lediglich daran gewöhnen. Dem Hund beizubringen, nur auf dem Weg zu laufen, kann ebenfalls helfen. Denn meist liegen die Köder unter Gebüschen, wo ihn der Hundebesitzer nicht sehen kann, der Hund aber schnüffelt.

BZ: Kann die Hundeerziehung helfen, den Hund vor einer Vergiftung oder Verletzung durch Köder zu schützen?

Polzin: Ja, Hundeschulen, von denen es im Übrigen viel zu wenige gibt, bieten ein spezielles Antigiftködertraining an. Dann muss ein Hundebesitzer aber konsequent trainieren, das heißt jeden Tag. Etwa, dass der Hund grundsätzlich nur nach Erlaubnis frisst und nie vom Boden. Das wäre gerade in Bezug auf Giftköder wichtig, kostet aber viel Zeit und ist, je nachdem ob es eine mehr oder weniger verfressene Hunderasse ist, sehr schwierig. So ein Training kann und will sich nicht jeder Hundebesitzer leisten. Außerdem: Die Erziehung nutzt oft nur dann, wenn der Besitzer schneller reagiert, als der Hund fressen kann. Und das ist oft nicht möglich.

BZ: Weshalb werden solche Köder denn überhaupt ausgelegt?

Polzin: Weil sich Leute über die Hunde oder Katzen ärgern, wenn sie etwa in die Gärten von Privatpersonen machen oder auf landwirtschaftlich genutzte Felder oder Wiesen. Letztere etwa sind keine Hundespielwiesen, sondern das Gras dient oft als Futter für Kühe. Wenn es von Exkrementen verunreinigt ist und die Kühe es fressen, werden sie davon krank.

BZ: Wie könnte man das Problem lösen?

Polzin: Eine umzäunte Hundewiese könnte helfen, die die Stadt zur Verfügung stellt und in der die Hunde sich ungehindert frei bewegen können. Sie müsste dann aber sowohl von den Hundebesitzern als auch von der Stadt gepflegt werden. Für solch eine Wiese setzen sich viele Hundebesitzer schon seit Jahren ein, bisher ohne Erfolg.