Wiener Forscher entwickelten erste Krebsimmuntherapie für Hunde

doctor-294026-01Wissenschafter nützen Ähnlichkeit eines Rezeptors auf der Oberfläche von Tumorzellen bei Mensch und Hund

Wien – Wie bei Menschen sind Tumore auch bei Hunden weitverbreitet. Fast jeder zweite Haushund entwickelt ab dem zehnten Lebensjahr eine Krebserkrankung. Die Tatsache, dass ein Rezeptor, der sich häufig auf der Oberfläche menschlicher Tumorzellen befindet, in fast identer Form auch bei Hunden vorkommt, nutzten nun Wiener Forscher zur Entwicklung einer Krebsimmuntherapie für Hunde. Bei dem im Fachjournal „Molecular Cancer Therapeutics“ vorgestellten Ansatz handle es sich um den weltweit ersten, bei dem gezielt Antikörper eingesetzt werden.

Die sogenannte Krebsimmuntherapie folgt folgendem Prinzip: Da Krebszellen an ihrer Oberfläche bestimmte Antigene tragen, binden entsprechende Antikörper an diese Moleküle. Sie hemmen dann das Tumorwachstum, indem sie einen Mechanismus auslösen, bei dem ein zerstörerisches Signal ins Innere der Krebszelle geschickt wird, das dort deren Tod einleitet.

Unterschied von nur vier Aminosäuren

Josef Singer und Judith Fazekas vom interuniversitären Messerli Forschungsinstitutes der Vetmed, der Medizinischen Universität Wien und der Universität Wien fanden nun heraus, dass ein häufig auf menschlichen Tumorzellen zu findender Rezeptor – genannt Epidermal Growth Factor Receptor (EGFR) – sich in seinem Aufbau lediglich um vier Aminosäuren von seinem Pendant beim Hund unterscheidet.

Der beim Menschen dort bindende Antikörper wurde von den Forschern an den Hund angepasst. In Experimenten an Hundezellen zeigte sich dann, dass der neu entwickelte Antikörper tatsächlich sehr gezielt an die tierischen Krebszellen bindet. Man erwarte daher, „dass die Hunde diese Anti-Krebs-Antikörper gut vertragen. Dies soll bald in klinischen Studien untersucht werden. Damit wird in Zukunft die Therapie, aber auch die Diagnostik krebskranker Hunde wesentlich verbessert werden“, so Studienleiterin Erika Jensen-Jarolim (MedUni Wien).

Gezielte Suche nach Krebszellen

Zusätzlich bietet sich die Möglichkeit, Signalmoleküle an den Antikörper zu koppeln. Kommt es zum Anbinden an eine Krebszelle im Organismus, kann das gekoppelte Molekül – im diesem Fall ein radioaktives Isotop – sichtbar gemacht werden. So lässt sich herausfinden, wo sich Tumore und Metastasen im Körper befinden.

„Die Veterinärmedizinische Universität Wien wird als weltweit erstes Zentrum modernste immunologische Krebs-Diagnostik für Hunde anbieten können“, so Jensen-Jarolim. Die Immuntherapie soll zur Behandlung von Milchleistenkrebs beim Hund eingesetzt werden

Quelle: http://derstandard.at