Am Freitag warten die verzweifelten Besitzer, ein Pärchen aus Longuich bei Trier, immer noch an Ort und Stelle darauf, dass ihr Hund wiederkommt. „Wir haben unser Auto seitdem nicht mehr bewegt“, sagt Sven Hossalla auf einem Parkplatz an der A8 bei Ulm.
„Wir können doch ein Mitglied der Familie nicht im Wald zurücklassen“, meint der 36-Jährige. „Wir haben schon alles Mögliche versucht.“ Flecki sei am Montag losgelaufen, weil es plötzlich einen lauten Knall gegeben habe. „Der kam von einer Baustelle in der Nähe.“ Sofort seien sie ihrem schwarzen Hund mit weißen Flecken an Bauch und Pfoten hinterhergerannt – ohne Erfolg. Hossalla und die 24-jährige Lisa Metzler waren auf der Heimfahrt aus einem Kroatien-Urlaub.
Dann hieß es für beide: abwarten. Und tatsächlich: Flecki zeigte sich immer mal wieder. „Er kam einige Male 15 bis 20 Meter ans Auto heran.“ Da er aber sehr scheu sei und dann meist gerade ein Laster laut vorbeigefahren sei, habe er sich wieder zurückgezogen. „Unsere Bindung ist noch nicht so stark“, sagt Hossalla. Sie hätten den Hund erst drei Tage vor ihrer Heimfahrt von einer Bekannten übernommen. „Es war Liebe auf den ersten Blick.“
Die traurige Geschichte von Flecki hat sich inzwischen in den Orten um den Parkplatz herumgesprochen. „Es kommen viele Leute und bringen uns Essen und Trinken“, berichtet der 36-Jährige. Jemand hat für sie einen Pavillon aufgebaut, Tisch und Stühle organisiert. Beim Förster waren sie schon mal duschen. Und jemand habe angekündigt, einen Wohnwagen vorbeizubringen, damit sie nicht mehr im Auto schlafen müssten. „Die Menschen hier sind sehr hilfsbereit.“
Jetzt haben die Hundebesitzer zwei Lebendfallen – mit Hühnchenfleisch bestückt – aufgestellt. „Das mag Flecki so gerne.“ Damit solle er angelockt werden. Zuletzt sei er am Freitagmorgen von einer Frau gesehen worden. Über Flecki hatten zuvor bereits andere Medien berichtet, nachdem Lisa Metzler über Facebook die Öffentlichkeit um Unterstützung gebeten hatte.
Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes ist es grundsätzlich sinnvoll, dort zu warten, wo ein Hund weggelaufen ist. „Wenn ein Hund noch keine Bindung zu seinen Besitzern entwickelt hat, dann kann es natürlich schwieriger werden“, sagt Sprecherin Lea Schmitz in Bonn. Straßenhunde neigten oft dazu, vor Menschen wegzulaufen, während andere Hunde bei Menschen Futter suchten. Zuverlässige Angaben über die Zahl von weggelaufenen Hunden in Deutschland gebe es nicht.
Metzler und Hossalla wollen weiter auf dem Parkplatz Kemmental bleiben. „Auch wenn unsere Nerven schon ziemlich blank liegen“, sagt Hossalla. Aber so lange Flecki immer mal wieder gesichtet werde oder sich dem Auto nähere, gebe es ja noch Hoffnung. „Wir haben das Gefühl, wenn wir wegfahren, geben wir ihn auf.“