Bei einer in Freiburg/Elbe aufgefundenen Breitflügelfledermaus ist das Fledermaustollwut-Virus (EBLV-Virus) nachgewiesen worden. Das teilt der Landkreis Stade mit. Das Veterinäramt Stade warnt deshalb davor, aufgefundene Fledermäuse anzufassen. „Hunde und Katzen, die auch draußen unterwegs sind, sollten vom Tierarzt gegen Tollwut geimpft werden“, so der Appell von Amtsveterinärin Dr. Sibylle Witthöft.
Menschen, die von einer möglicherweise tollwütigen Fledermaus verletzt werden, sei es durch Kratzen oder Beißen, sollten auf jeden Fall sofort einen Arzt aufsuchen. Vorbeugend gilt eine Impfempfehlung für Personen, die beruflich in Kontakt mit Fledermäusen kommen. Bei Mensch und Tier verläuft die Tollwuterkrankung in der Regel fast immer tödlich.
Die Fledermaustollwut wird durch ein anderes – wenngleich eng verwandtes – Virus verursacht als die klassische Tollwut, die etwa von Füchsen bekannt ist und seit Ende 2008 in Deutschland nicht mehr aufgetreten ist. Dennoch geht von der Fledermaustollwut prinzipiell die gleiche Gefahr für den Menschen aus. Darauf weist das Robert-Koch-Institut hin. Untersuchungen haben ergeben, dass die Fledermaustollwut im bundesweiten Vergleich deutlich häufiger im norddeutschen Flachland auftritt. Fachleute führen dies auf die entsprechende Verbreitung der Breitflügelfledermaus zurück, die offenbar das wichtigste Reservoir für das Fledermaus-Tollwutvirus darstellt.
Quelle: animal-health-online.de
Die Tierärztekmmer des Saarlandes sieht allerdings eine generelle potentielle Gefahr als gering:
Die Übertragung der Fledermaus-Tollwut erfolgt durch einen Biss, kann aber auch durch infektiösen Speichel zustande kommen, der in Kratz- und Schürfwunden oder auf die Schleimhäute gelangt. Das Tollwutvirus gelangt innerhalb weniger Stunden oder erst kurz vor Ende der Inkubationszeit aus dem Muskelgewe-be in die Nervenendigungen und breitet sich ausschließlich über die Nervenbahnen zentripetal zum Gehirn aus. Nach der Virusvermehrung im Gehirn findet eine zentrifugale Wande-rung auf Nervenbahnen in periphere Organe, wie Speichel-drüse, Auge und Haut, statt. Die Speicheldrüse ist das primäre Organ für die Virusausscheidung. Die Länge der Inkuba-tionszeit hängt unter anderem von der in die Wunde einge-brachten Virusmenge ab und ist umso länger, je weiter die Bissstelle vom Zentralnervensystem entfernt ist.
Nach einem Biss sollte die Wunde sofort mit Seife gründlich gewaschen werden. Eine post-expositionelle Tollwutimpfung ist in jedem Fall empfohlen wenn die Fledermaus nicht mehr zur Bestimmung und Analyse zur Verfügung steht.
Ohne Behandlung eines Bisses durch eine Tollwut-positive Fledermaus kann die Krankheit nach einer Inkubationszeit von ca. 14 Tagen ausbrechen. Bislang sind in Europa vier menschliche Todesfälle bekannt, die durch Fledermaustollwut hervorgerufen wurden, je zwei durch EBLV 1 und 2. Der letzte Fall ereignete sich 2002 in Schottland (EBLV 2). Eine Übertragung auf Haustiere wie Katzen und Hunden wurde bis jetzt nicht berichtet. Eine Übertragung auf Haustiere konnte im Tierexperiment bislang nur unter Anwendung sehr hoher Dosen und cerebraler Infektion erfolgen.
Eine prä-expositionelle Impfung gegen das Klassische Tollwutvirus hat bislang in jedem Fall eines späteren Bisses durch eine Tollwut positive Fledermaus gegen die Infektion geschützt.
Für die Bevölkerung ist das Risiko, an Fledermaus-Tollwut durch Biss oder Kratzen zu erkranken, als vernachlässigbar gering einzustufen. Jedoch ist es eher als erhöht einzuschätzen für Personen, die mit Fledermäusen Beruflich oder in ihrer Freizeit umgehen. Ihnen wird die prophylaktische Impfung empfohlen, sowie die Vorgabe, Fledermäuse nur mit Handschuhen anzufassen.