Aus Mischling Rusty wird ein ein teuerer Kampfhund

Die Hundesteuer für Ihren Hund wird von 20 auf 400 Euro ab den 1. Januar 2017 festgesetzt“ – Als Tanja Fischer den Brief der Verwaltungsgesellschaft (VG) Hofheim in der Hand hält, reagiert sie mit Unverständnis.7262784_m3w760h500q75v47551_1MFDMW

Sechs Jahre lebt der Bullterriermischling „Rusty“ bereits mit ihrer Familie in Kimmelsbach. Bevor er in die Familie von Tanja Fischer kam, bestand der Rüde einen Wesenstest und wurde somit von der Kampfhundesteuer befreit. Er kostete nicht mehr als zum Beispiel ein Dackel. Ab nächstem Jahr ist diese Befreiung hinfällig.

Harmlos wie ein Gänseblümchen: Der Bullterriermix „Rusty“ von Familie Fischer hat den Wesenstest vor langer Zeit bestanden. Foto: Tanja Fischer

Informationsschreiben vorab

Grund für die Verwirrung ist ein Informationsschreiben, das die VG Hofheim zu den Hundebesitzern geschickt hat, für die sich finanziell einiges ändern wird. Im Dezember hat der Gemeinderat bereits die allgemeine Anhebung der Hundesteuer von 20 auf 40 Euro beschlossen. Aber nicht nur Besitzer von „normalen“ Hunden zahlen zum Januar 2017 deutlich mehr im Jahr für ihren Vierbeiner. Die Steuer für Kampfhunde steigt von 300 auf 400 Euro.

Rusty ist ein Bullterriermischling und zählt in Deutschland daher zu den Kampfhunden. Dabei unterscheiden Behörden wie die VG Hofheim zwei Kategorien – abhängig vom Bestehen des Wesenstests. Dieser Test wird von einem geschulten Prüfer, wie zum Beispiel einen Tierarzt, durchgeführt. Wird dieser nicht bestanden, wird die Eigenschaft als Kampfhund stets vermutet. Das heißt, in der Öffentlichkeit besteht für den Hund Maulkorb- und Leinenzwang.

Besteht ein Hund den Test, erhalten die Besitzer ein Negativzeugnis, das ihren Hund in die zweite Kategorie einordnet. Die Eigenschaft als Kampfhund wird vermutet, solange nicht für den einzelnen Hund ein entsprechender Negativnachweis geführt ist. Bisher schloss diese Befreiung sogar die Hundesteuer ein. Das wird sich ab dem kommenden Jahr ändern.

Wesenstest: Neue Regelung

„Wir haben Zeit und auch Geld in seine Erziehung und auch Auflagen wie Wesenstest investiert“, beteuert Tanja Fischer in einem Widerspruchschreiben an die VG Hofheim, das der Redaktion vorliegt. Aus ihrer Sicht sei Rusty zu führen, wie jeder andere Hund auch – was so wörtlich auch im Wesenstestzeugnis steht. „Der Begriff ,Kampfhund’ ist hinfällig“, so Tanja Fischer.

Andreas Dellert, Geschäftsstellenleiter der VG Hofheim, steht hinter der Entscheidung des Gemeinderats: „Kampfhund bleibt Kampfhund.“ Das gilt auch für Mischlinge. Bei dem Schreiben handele es sich laut Dellert erst um eine Ankündigung für die wenigen Besitzer, die es betrifft. „Das sind weniger als zehn im ganzen VG-Gebiet“, sagte Dellert.

Das jetzt im Juli verschickte Schreiben solle man als Ankündigung sehen, so Dellert weiter. Die offiziellen Bescheide kämen erst im Januar. Dann wird es auch erst möglich sein, offiziell Widerspruch gegen den Bescheid einlegen. Den Sinn der Erhöhung versteht Tanja Fischer nicht: „Ist es das Ziel, den Bullterriermix Rusty wieder ins Tierheim zu bringen?“

Auch in den sozialen Medien wird Kritik an der Änderung der VG Hofheim geäußert. Im sozialen Netzwerk „Facebook“ pflegt Tanja Fischer die Seite „Listenhunde Haßberge“, auf der sich Tierschützer und Hundefreunde aus der Region austauschen. Dort konnte man bereits im Mai viel Kritik zur vereinzelten Erhöhung der Hundesteuer von 20 auf 400 Euro lesen. Von reiner „Geldmacherei“ ist dort die Rede: „Bestraft werden die, die ordentlich erzogene Listenhunde haben, sich an alle Vorgaben halten.“

Kampfhunde: ein kontroverses Thema

Langfristig gesehen will man damit die Anzahl der Kampfhunde verringern. Das bestätigt die VG Hofheim. „In Zukunft wird jeder Kampfhund mit der Steuer belegt“, sagte Werner Mock von der VG Hofheim. Die zusätzliche finanzielle Belastung müsse Interessenten der entsprechenden Rassen von Anfang an bewusst sein. „Die Tiere sollen einfach nicht in falsche Hände geraten“, so der Leiter des Ordnungswesen- und des Standesamts der VG Hofheim.

Deswegen wurde die Erhöhung im vergangenen Jahr beschlossen. Das bedeutet selbst für Hundebesitzer, die keinen Kampfhund besitzen, eine Erhöhung der Steuer um 100 Prozent.

Als weiteres Argument für die Anhebung nannte die VG Hofheim damals die vielen Probleme mit Hinterlassenschaften der Vierbeiner – auch an Bushaltestellen. Es soll zu zahlreichen Beschwerden von Busunternehmen gekommen sein.

Durch höhere Abgaben werden die Verantwortlichen wohl nicht viel gegen die Verschmutzung ausrichten können. Nach Werner Mock ist die Änderung wegen ihrer abschreckende Wirkung berechtigt: „Irgendwann muss man mal anfangen.“ Das Ansinnen, im Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim die potenzielle Gefahr durch diese Hunde auf Dauer über das Finanzielle zu regeln, steht.

Der Umgang mit Kampfhunden ist und bleibt ein kontroverses Thema. Einige Besitzer reagieren – wie Tanja Fischer – nun mit Protest: Es gehe darum, ein Zeichen zu setzen. Auf Ihrer Seite „Listenhunde Haßberge“ ruft sie sogar zum Besuchsboykott von Hofheim aus: „Ich werde in Zukunft vermeiden, in Hofheim einzukaufen, Kaffee zu trinken oder mein Geld an irgendeinem Marktplatzfest zu lassen.“

Quelle: mainpost.de